Die Musik von Heinrich Schütz spielerisch entdecken
Die Klangskulptur „Steinesäuseln“ im Weißenfelser Stadtpark wurde am 3. September 2023 offiziell eingeweiht. Die Skulptur ist einem Notenpult aus der Schütz-Zeit nachempfunden und lädt die Menschen zu einem musikalischen Experiment mit der Motette „Selig sind die Toten“ des Komponisten Heinrich Schütz ein. Dabei kann die Musik beliebig oft wiederholt und angehalten werden. Fragmente des Stücks lassen sich neu zusammensetzen. Der Klang kann im Kreis wandern. Und auch auf die Lautstärke einzelner Stimmen wird Einfluss genommen. All diese Effekte steuern Musikfreunde über ihre Hände. Denn je nachdem, wo und wie lange die Skulptur berührt wird, entstehen neue Klangwelten. Während sich Besucherinnen und Besucher also zuweilen wie ein DJ fühlen, wird deutlich, wie zeitlos die Musik von Heinrich Schütz ist.
Die Skulptur „Steinesäuseln“ ist ein nachträgliches Projekt des Festjahres „Schütz Novalis 2022“. Das sinnliche Klangerlebnis wurde von Steinmetz Matthias Bohli und Klangkünstler Erwin Stache geschaffen. Letzterer war bei der Einweihung im Stadtpark dabei und demonstrierte den mehr als 40 Gästen, wie sich dank seines Kunstwerkes Alte Musik ganz spielerisch entdecken lässt.
Die Idee und das Konzept der Klangskulptur stammen von der früheren Leiterin des Heinrich-Schütz-Hauses Weißenfels und heutigem Mitglied des hauseigenen Kuratoriums, Henrike Rucker. Der neue Musikergedenkort ergänzt im Stadtpark die bereits vorhandene „Dichterecke“. Erinnert wird nicht nur an Heinrich Schütz, sondern auch an berühmte Musikerfamilien, deren Mitglieder auf dem Gelände des heutigen Stadtparks – dem Alten Friedhof – beigesetzt wurden. Eine Liste dieser Personen verlas Henrike Rucker bei der Einweihung und nannte dabei berühmte Namen wie Schütz, Händel und Wagner. „Es ist beeindruckend, welch große Bedeutung Weißenfels einst als europäisches Zentrum der Musik hatte“, sagte Henrike Rucker. Die Erinnerung an dieses kulturelle Erbe sei wichtig. Lobende Worte fand sie zudem bezüglich der Auswahl der Motette von Heinrich Schütz. „Das ist Musik mit einer Botschaft. Alles, was wir tun, das wesentlich und tiefgreifend ist, trägt zum Gesamtkunstwerk des Lebens bei. Und das auch über den Tod hinaus“, sagte sie.
Anlässlich des Festjahres „Schütz Novalis 2022“ entstanden neben der Klangskulptur „Steinesäuseln“ zwei weitere identitätsstiftende Kunstwerke, die Einheimische und Gäste in ihren Bann ziehen: die Schütz-Büste der Berliner Künstlerin Anna Franziska Schwarzbach, die im Heinrich-Schütz-Haus ausgestellt ist, und die Schütz-Novalis-Stadtbank des Bildhauerhofs Rumpin, die auf dem Marktplatz neben der Marienkirche steht. „Wir brauchen diese Orte für unsere Identität. Sie zeigen uns die Stärken auf, die wir mit unserer Stadt verbinden“, sagte Oberbürgermeister Martin Papke. Ihm pflichtete Dr. Tamara Zieschang, Innenministerin des Landes Sachsen-Anhalt und Stellvertretende Vorsitzende des Kuratoriums des Heinrich-Schütz-Hauses, bei. „Das Erinnern an die geschichtlichen Wurzeln fördert die Identität mit der Gesellschaft“, sagte Dr. Tamara Zieschang und betonte, dass dies ein wichtiges Instrument sei, um die bürgerliche Mitte und damit auch die Demokratie zu stärken.
Die Gesamtkosten für das Projekt belaufen sich auf etwa 34.500 Euro. Finanziert wurde das Vorhaben mit Mitteln des Festjahres „Schütz Novalis 2022“, die das Land Sachsen-Anhalt, Lotto Sachsen-Anhalt und das Kuratorium des Heinrich-Schütz-Hauses Weißenfels bereitgestellt haben.
Foto: Klangkünstler Erwin Stache demonstrierte vor den mehr als 40 Gästen die Funktionsweise der Klangskulptur „Steinesäuseln“
Bild/Quelle: Katharina Vokoun/ Stadt Weißenfels