Die Abrissarbeiten in der Weißenfelser Jüdenstraße sind in vollem Gange. Von der Kleinen Kalandstraße aus lässt sich beobachten, wie Bagger die marode Bausubstanz immer weiter abtragen und damit eine lichtdurchflutete Freifläche schaffen. In der belebten Jüdenstraße mit ihren vielen Geschäften bekommen Passanten von den Arbeiten aber fast nichts mit. Denn was hier seit Mitte Februar 2024 abgerissen wird, ist das Hinterhaus der Jüdenstraße 5. Die Front des in den 1890er Jahren errichteten denkmalgeschützten Gebäudes mit der rostroten Fassade bleibt erhalten.

Die Jüdenstraße 5 beherbergte einst das Kaufhaus „Müller“. Das zum Abriss freigegebene Hinterhaus macht etwa Dreiviertel des Gebäudes aus. Die Bausubstanz befand sich in einem extrem schlechten Zustand. Die Holzdecken waren an einigen Stellen eingefallen. Sämtliche Balken waren morsch. Damit das Gebäude Stück für Stück abgetragen werden kann, musste im Vorfeld in allen Etagen eine Stützkonstruktion errichtet werden.

Der Hausabriss bildet den Anfang eines städteplanerischen Großprojektes: dem Neubau der Stadtbibliothek Weißenfels. Der moderne Bibliotheksbau soll in der Jüdenstraße 1 bis 5 entstehen und dank diesem Standort künftig auch zur Belebung der Innenstadt beitragen. Im Neubau steht für die zeitgemäße Bibliothek eine Fläche von etwa 1.200 Quadratmetern zur Verfügung. Ein enormer Unterschied zur derzeit sehr beengten Situation auf 250 Quadratmetern im Novalishaus. Zudem würde dank eines grünen Hinterhofes die enge Bebauung in der Jüdenstraße aufgelockert werden und mitten in der Altstadt ein Platz zum Entspannen und Durchatmen entstehen.

Die Abrissbagger werden noch bis Juni 2024 rollen. Für die Jüdenstraße 3 liegt keine Abrissgenehmigung vor. Auch wenn die ehemalige Fischhalle kein Denkmal ist, hat die Denkmalschutzbehörde bei Arbeiten an dem Gebäude ein Wort mitzureden. Die Jüdenstraße 1 mit ihrer Schwarzküche ist ein denkmalgeschütztes Haus. Wie wandelfähig beide Gebäude und das gesamte Areal sind, soll ein Architekturwettbewerb zeigen. Die Ausschreibung des planerischen Wettbewerbs erfolgt am 24. Mai 2024. Die Stadt Weißenfels hat ein Büro aus Leipzig mit der Organisation und Durchführung des Wettbewerbs beauftragt. Mitte November 2024 soll eine Jury anhand der eingereichten Entwürfe entscheiden, wie die Bibliothek der Zukunft in Weißenfels aussehen soll.

Für die Abrissarbeiten rechnet die Kommune mit Kosten in Höhe von etwa 500.000 Euro. Die Kosten des gesamten Bibliotheksprojektes werden aus heutiger Sicht auf etwa zehn Millionen Euro geschätzt. Seitens der Stadt Weißenfels stehen bereits 2,3 Millionen Euro an Eigenmitteln bereit. Die Kommune wird sich um Städtebaufördermittel aus dem Bundesprogramm „Lebendige Zentren“ bemühen, um das Vorhaben bestenfalls bis zum Jahr 2028 umzusetzen.

Fotos:

-Die Abrissarbeiten am Hinterhaus Jüdenstraße 5 schreiten sichtbar voran.
-Ein moderner Bibliotheksneubau soll in der Jüdenstraße 1 bis 5 entstehen.

Bild/Quelle: Katharina Vokoun/ Stadt Weißenfels

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