Wenn es um die Baenschstraße in Zeitz geht, steht normalerweise das denkmalgeschützte Zeitzer Bahnhofsgebäude im Fokus der Aufmerksamkeit. Und wahrlich kann ihm an Schönheit im näheren Umkreis in Zukunft nur das ehemalige ZEKIWA-Hauptgebäude das Wasser reichen. Doch heute stand der kleine Bruder des Bahnhofsgebäudes im Rampenlicht. In Anwesenheit von Sven Haller, Staatssekretär im Ministerium für Infrastruktur und Digitales des Landes Sachsen-Anhalt, Zeitzer Stadträten, Pressevertretern sowie den zahlreichen Beteiligten des Bauprojektes gab Oberbürgermeister Christian Thieme den Zeitzer Busbahnhof und damit die Baenschstraße für den Verkehr frei.
Oberbürgermeister Christian Thieme ist stolz auf das Ergebnis: „Der neue Zeitzer Busbahnhof ist der Dreh- und Angelpunkt für Kunden des ÖPNV sowie Zuggäste aus nah und fern und nicht zuletzt für die Zeitzer Ortschaften. Von hieraus er-fahren Menschen aller Couleur, was Zeitz Großartiges zu bieten hat und wie es sich immer engagierter und entschlossener für seine viel versprechende Zukunft herausputzt. Ich finde, ein gelungeneres Willkommen für Einwohner und Gäste kann es kaum geben. Wir alle können sehr stolz auf das Ergebnis sein.“
Highlight der Verkehrsfreigabe waren die Vorschulkinder der Gruppe „Bienen“ der Integrativen Kindertagesstätte Musikus. Mit Gesang, Tanz und offensichtlicher Freude, nach zwei Jahren Pause endlich wieder auftreten zu können, eröffneten die jüngsten Verkehrsteilnehmer unter viel Applaus die Veranstaltung. Als kleines Dankeschön erhielten die Kinder eine exklusive Führung durch den PVG-Bus sowie ein Mal- und Lernheft zur Verkehrserziehung der PVG, versüßt durch einen kleinen, nachträglichen Nikolaus von der Stadt Zeitz und der bauausführenden Firma Straßen- und Tiefbau Osterfeld GmbH.
Mit der Verkehrsfreigabe des Zeitzer Busbahnhofes kann der Verkehr entlang der Weißen Elster ab sofort wieder deutlich flüssiger rollen. Nach Information der PVG Personenverkehrsgesellschaft Burgenlandkreis mbG wird der Busbahnhof aus organisatorischen Gründen am Samstagmorgen, 10.12.2022 in Betrieb genommen.
Rückblick
2013 hat das Hochwasser Zeitz übel mitgespielt. So idyllisch die Weiße Elster in ruhigen Zeiten durch das Elstertal fließt, so grausam zerstörte sie vor neun Jahren weite Teile der Infrastruktur, auch den Busbahnhof. Die Bilder der Zerstörungen haben sich ins kollektive Gedächtnis gebrannt. Die Wassermassen trugen dazu bei, dass der Untergrund des Busbahnhofes massiv geschädigt und seine Lebensdauer dramatisch verkürzt wurde. Eine Instandsetzung wurde nur 16 Jahre nach dem ersten Umbau des Busbahnhofes im Jahr 1997 erforderlich.
Baumaßnahme Busbahnhof und Baenschstraße
Dank des Hochwasserfonds des Landes Sachsen-Anhalt sowie dem Schnittstellenprogramm der NASA Nahverkehrsservice Sachsen-Anhalt GmbH ist es der Stadt im August 2021 endlich gelungen mit der Umgestaltung des Busbahnhofes zu beginnen. Herzstücke des neuen, überdachten Busbahnhofes sind seine Barrierefreiheit, insbesondere die taktile Wegfügung, sowie die größere Unabhängigkeit der Busse bei Straßensperrungen. Eine digitale Anzeigentafel informiert die Fahrgäste über aktuelle Ankunfts- und Abfahrzeiten von Bus und Bahn. Die Technik wird noch in diesem Jahr von der NASA installiert. Mit dem neuen Busbahnhof sind die An- und Abfahrt von acht Bussen unabhängig voneinander gewährleistet. Zudem ist er von zwei Seiten aus anfahrbar: Die Südseite der Plattform kann nun aus östlicher Richtung angefahren werden und an der Nordseite aus Richtung Westen. Durch diese Gestaltung der Abfahrtsmöglichkeiten der Busse in beide Richtungen der Baenschstraße wird der Busbetrieb unabhängiger von Straßensperrungen bei
zukünftigen Baumaßnahmen im Bereich der Unterstadt. Weiterhin entfällt nun die in der Vergangenheit oft notwendige Nutzung der Umfahrung Baenschstraße westlich des Bahnhofsgebäudes zu Zwecken des Wendens oder Umkehrens. Das spart Zeit und trägt zur Pünktlichkeit der Busse bei. Im Bereich des Bahnhofsvorplatzes gibt es nun eine taktile Wegführung für Menschen mit Sehbeeinträchtigung zu den Fahrgastinformationssystemen, dem Bussteig für Fernbusse und Schienenersatzverkehr, der Busplattform und zum Fußgängerüberweg. Auch auf der Busplattform selbst gibt es eine taktile Wegführung zu jedem einzelnen Buseinstieg, zu Sitzgelegenheiten und Informationssystemen sowie zu den Fahrkartenautomaten. Darüber
hinaus wurde auch darauf geachtet, dass die Busplattform selbst eine barrierefreie, gesicherte Wegzuführung erhält. Beachtlich ist auch die Größe der Fläche, die instand gesetzt wurde: Die Ausbaufläche des Zentralen Busbahnhofes einschließlich der erweiterten Parkflächen am Imbiss mit zwei Ladesäulen für Elektrofahrzeuge, Park & Ride sowie Bike & Ride beträgt ca. 5.000 m². Die Ausbaufläche des Bahnhofsvorplatzes umfasst zusätzlich ca. 950 m². Im Rahmen der Errichtung der neuen Busplattform und des Busbahnhofes war es notwendig zur Schaffung der Baufreiheit 180 Meter der vorhandenen Gasleitung, 73 Meter einer vorhandenen Trinkwasserleitung sowie Energiekabel im nördlichen Gehweg und drei Haltungen (ca. 188 Meter) des vorhandenen Mischwasserkanals umzuverlegen.
Ausgleichsmaßnahmen
Im Vorfeld der Bauarbeiten sorgten Baumfällungen für erheblichen Unmut bei der Zeitzer Bevölkerung. Diese Fällungen waren jedoch notwendig, aus jeweils unterschiedlichen Gründen. Für die Fällungen sind selbstverständlich und in Abstimmung mit der Umweltbehörde Ausgleichsmaßnahmen vorgesehen, die in 2023 erfolgen werden. Ersatzpflanzungen werden in der Baenschstraße vorgenommen, auf der Streuobstwiese und am Reptilienhabitat (beides auf der ehemaligen Gartenanlage Schwanenteich). Zu den Ausgleichsmaßnahmen gehört auch die Umnutzung des Turmtrafos in Theißen zu einem Artenschutzturm, wie es ihn bereits in Zangenberg, Aue-Aylsdorf und auf Kloster Posa gibt.
Kosten
Insgesamt sind in die Instandsetzung des neuen, barrierefreien Zeitzer Busbahnhofes rund 3,6 Mio. Euro geflossen. Davon stammen rund 2 Mio. Euro aus dem Hochwasserfonds des Landes Sachsen-Anhalt, rund 1,3 Mio. Euro aus dem Schnittstellenprogramm der NASA sowie rund 320.000 Euro aus Eigenmitteln der Stadt Zeitz. Die 100-Prozent-Förderung aus dem Hochwasserfonds für die Sanierung der gesamten Baenschstraße inklusive Busbahnhof beträgt ca. 3,25 Mio. Euro.
Dank
Im Namen der Stadt Zeitz dankte Oberbürgermeister Christian Thieme
den Fördermittelgebern, dem Land Sachsen-Anhalt und der NASA, Nahverkehrsservice Sachsen-Anhalt GmbH,
dem Ingenieurbüro TBV GmbH, die das Bauvorhaben planten und die Ausführung überwachten,
der bauausführenden Firma, die den Hauptauftrag erhielt: die Straßen- und Tiefbau Osterfeld GmbH sowie den zahlreichen Subauftragnehmern wie der MABEG Kreuschner GmbH & CoKG,
dem Sicherheitskoordinator, Andreas Sittel-Stalive,
der SSBZ Stadtreinigungs- und Servicebetrieb Zeitz GmbH,
den Stadtwerken Zeitz,
der PVG Personenverkehrsgesellschaft Burgenlandkreis mbG
sowie den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Stadtverwaltung Zeitz.
Sie alle haben erheblich zum Erfolg dieses Projektes beigetragen.
Neuer Busbahnhof Zeitz (c) Stadt Zeitz
Quelle: Stadt Zeitz