Wer in Sachsen-Anhalt einen Zahnarzt braucht, ist – so sagt es die Statistik – im Burgenlandkreis aktuell noch am besten versorgt. Doch: Sachsen-Anhalt steht eine Ruhestandswelle bei Zahnärzten und Kieferorthopäden bevor. Im Burgenlandkreis haben bereits über 40 Prozent der Zahnmediziner das Alter von 60 Jahren erreicht oder überschritten. Ein gemeinsames Nachwuchsprogramm von Landkreis und Kassenzahnärztlicher Vereinigung Sachsen-Anhalt (KZV LSA) soll dazu beitragen, dass die zahnärztliche Versorgung auch in Zukunft gut und möglichst wohnortnah gewährleistet bleibt.
Mit der Unterzeichnung der entsprechenden Kooperationsvereinbarung Anfang Mai haben Landrat Götz Ulrich und die Vorstände der KZV LSA, Dr. Jochen Schmidt und Dr. Bernd Hübenthal, den Startschuss für ein „Kombi-Stipendium“ gesetzt: Davon profitieren können Studierende, die bereits im Rahmen eines Programms der KZV an der Universität Pécs in Ungarn ausgebildet werden. Die KZV LSA übernimmt die anfallenden Studiengebühren in Höhe von insgesamt rund 77.000 Euro, der Landkreis unterstützt pro Jahrgang einen Studierenden mit einem monatlichen Zuschuss von 500 Euro über die gesamte Studiendauer. Den Stipendiaten sollen darüber hinaus „Patenpraxen“ aus dem Burgendlandkreis zur Seite gestellt werden. Im Gegenzug verpflichtet sich der Stipendiat, nach dem 5-jährigen Studium mit eigener Praxis oder als angestellter Zahnarzt im Burgendlandkreis tätig zu werden.
„Viele Bürgerinnen und Bürger im Burgenlandkreis haben bereits jetzt große Probleme, einen Hausarzt zu finden. Auch beim Thema Zahnarzt drohen in den kommenden Jahren ebensolche Versorgungsengpässe. Deshalb unterstützt der Burgenlandkreis die KZV sehr gern bei der Suche nach künftigen Studentinnen und Studenten. Gemeinsam werden wir einem Stipendiaten mit unserer finanziellen Unterstützung die Möglichkeit geben, seinen Traumberuf zu studieren und danach bereits in eine gesicherte Zukunft in der Heimat im Burgenlandkreis zu starten“, so Landrat Götz Ulrich.
„Wir freuen uns außerordentlich, dass der Burgendlandkreis unsere Bestrebungen zur Nachwuchssicherung unterstützt – und das nicht nur mit Worten, sondern auch mit Taten“, erklärt KZV-Vorstandsvorsitzender Dr. Jochen Schmidt. „Das Kombi-Stipendium ist in mehrerlei Hinsicht eine Win-Win-Situation: Ganz klar für die Studierenden in Pécs – diese erhalten damit nicht nur Unterstützung bei der Finanzierung der Studiengebühren, sondern müssen sich auch um das Bestreiten der Lebenshaltungskosten deutlich weniger Gedanken machen. Damit können sie sich voll auf das Studium konzentrieren. Auch die KZV profitiert, da uns der Landkreis bei der Bekanntmachung unseres Modellprojekts mit der Universität Pécs unterstützt. Und letztendlich gewinnt auch der Burgenlandkreis, der bereits frühzeitig qualifizierten zahnärztlichen Nachwuchs an sich binden kann.“
Hier wird ein Modell begründet, dem auch andere Landkreise und Gemeinden in ähnlicher Form nacheifern wollen.
HINTERGRUND
Von den niedergelassenen Zahnärztinnen und Zahnärzten, die heute in Ruhestand gehen, findet nur jede zweite bzw. jeder zweite eine Nachfolge für die eigene Praxis. 50 Prozent der Praxen scheiden somit endgültig aus der Versorgungslandschaft aus – mit den entsprechenden Konsequenzen für das Praxispersonal und die Patientinnen und Patienten.
Aufgrund der Altersstruktur der Zahnärztinnen und Zahnärzte in Sachsen-Anhalt wird dieses Missverhältnis in den kommenden Jahren noch dramatischer. In weniger als zehn Jahren werden von den circa 1.600 Zahnärztinnen und Zahnärzten im Land kaum mehr als 800 verbleiben.
Um dem drohenden Zahnarztmangel im Land zu begegnen, vergibt die Kassenzahnärztliche Vereinigung Sachsen-Anhalt (KZV) – als erste KZV bundesweit – beginnend zum Wintersemester 2022/23 jährlich zwölf Stipendien für Studienplätze der Zahnmedizin an der ungarischen Universität Pécs.
Quelle: Landratsamt Burgenlandkreis