Tag der Rückengesundheit am 15. März 2023:
Die Bandscheibe-Wann ist schnelle Hilfe wichtig?
Weißenfels, 14. März 2023. Rund 180 000 Menschen erleiden in Deutschland jedes Jahr einen Bandscheibenvorfall. Zirka 70 000 bis 80 000 werden deshalb operiert. Was viele nicht wissen: Die Betroffenen gehören keineswegs nur zur älteren Bevölkerung. Viele Patienten sind erst zwischen 30 und 40 Jahren alt, erläutert Dr. Andreas Hellweger, Chefarzt der Unfallchirurgie und Orthopädie an der Asklepios Klinik Weißenfels.
Der Mensch besitzt 23 Bandscheiben. Ihr Inneres besteht aus einem Gallertkern. Umgeben ist er von einem harten Faserring. Dieser hält die Bandscheibe an Ort und Stelle. Mit fortschreitendem Alter verliert die Bandscheibe jedoch an Elastizität. Der Faserring bekommt Risse und der Gallertkern kann den Ring durchbrechen. Mediziner sprechen dann von einem Bandscheibenvorfall. „Der Gallertkern drückt infolgedessen auf umliegende Nerven“, erläutert Dr. Hellweger. Dadurch entstehen Schmerzen. Je nachdem, wo genau sich der Bandscheibenvorfall ereignet, sind diese in unterschiedlichen Körperregionen spürbar. Am häufigsten tritt er im Bereich der unteren Lendenwirbelsäule auf, die Schmerzen strahlen dann ins Bein ab. Manchmal ist aber auch der Übergang von der Brust- zur Lendenwirbelsäule betroffen. Deutlich seltener kommt es an der Halswirbelsäule zu einem Bandscheibenvorfall.
Aufklärung ist wichtig
Dem Facharzt ist deshalb Aufklärung sehr wichtig. „Wird solch ein Bandscheibenvorfall zu spät erkannt, hat das weitreichende gesundheitliche Konsequenzen.“
Gelegentliche Rückenschmerzen lassen sich durch kleine Veränderungen im Alltag meist schnell in den Griff bekommen. „Wer sehr viel sitzt oder auch sehr viel steht, kann hin und wieder Schmerzen im Lendenbereich verspüren. Mediziner sprechen hier vom nicht-spezifischen Rückenschmerz, der auf keine Erkrankung zurückzuführen ist. Darunter leiden die meisten Betroffenen“, so Chefarzt Dr. Andreas Hellweger. „Hier hilft vor allem die Kombination aus Bewegung und Kräftigung. Durch Rückenübungen wird die Muskulatur gestärkt. Bewegung baut zudem Stress ab – ein häufiger Grund für Verspannungen im Rücken und Nackenschmerzen.“ Auch Übergewicht erhöht das Risiko für Rückenschmerzen, daher sollten Betroffene, neben der sportlichen Betätigung, auch auf eine ausgewogene Ernährung achten, um unnötige Kilos loszuwerden.
Nicht erst zum Arzt gehen, wenn es zu spät ist!
Ein großes Problem sei, dass viele Patienten viel zu spät auf Schmerzen reagieren. Viele scheuen den Weg zum Hausarzt oder die Überweisung an einen Orthopäden, weil sie lange Wartezeiten auf einen Termin oder aufwendige Untersuchungen befürchten. Der Bandscheibenvorfall lässt sich im CT oder MRT erkennen. „In der Behandlung setzen wir zunächst auf konservative Methoden, wie Wärme, Medikamente und Physiotherapie“, erklärt Dr. Hellweger. „Erst wenn diese Therapie nicht anschlägt oder sich die Schmerzen verschlimmern, kann eine Operation nötig werden.“
Dr. Hellweger empfiehlt deshalb, zeitnah zu reagieren und die Beschwerden abklären zu lassen. Die meisten Patienten kommen per Überweisung eines niedergelassenen Orthopäden in die Klinik. „Bei akuten Veränderungen schicken aber auch Hausärzte direkt Betroffene zu uns.“ Andere wenden sich mit Bitte um eine Zweitmeinung an die Klinik.
Ein Team aus Experten für Orthopädie, Neurochirurgie, komplexe Schmerztherapie und Psychologie arbeiten hier Seite an Seite. Bestätigt der Befund, dass eine Operation angeraten ist, ist nur ein kleiner Schnitt notwendig. Durch dieses mikrochirurgische Vorgehen kann der ausgetretene Gallertring entfernt werden. In anderen Fällen kommt ein künstlicher Zellkern zum Einsatz, um die Bandscheibe zu stabilisieren. Als dritte Variante kann die Bandscheibe auch durch ein Implantat ersetzt werden. Die Heilungschancen sind nach dem Eingriff gut, bestätigt der Mediziner. Viele sind danach beschwerdefrei. Wichtig ist aber auch, sich anschließend genug Zeit für Reha-Maßnahmen zu lassen.
Quelle/Foto: Asklepios Klinik Weißenfels
Bildunterschrift: Dr. Andreas Hellweger, Chefarzt der Unfallchirurgie und Orthopädie an der Asklepios Klinik Weißenfels