Das Team der Zensus-Erhebungsstelle in Weißenfels packt die Sachen. Die Büros im Fürstenhaus sind seit 14. Dezember 2022 geschlossen. „Das Team und insbesondere die Leiterin Annekatrin Schinol haben sehr gute Arbeit geleistet. Der Zensus 2022 lief geräuschlos ab und genau deshalb war er erfolgreich“, sagte Sven Hantscher, der sich als Leiter des Fachbereichs Zentrale Dienste bei der Stadtverwaltung um die Zensus-Erhebungsstelle kümmerte. Dabei stand die Volkszählung nicht gerade unter einem guten Vorzeichen. „Den Zensus in Zeiten von Corona durchzuführen, war eine besondere Herausforderung. Schließlich war von Anfang an klar, dass es viele Kontakte geben wird. Die Bürgerinnen und Bürger wurden in einer aufgewühlten Stimmung abgeholt“, erinnerte sich Annekatrin Schinol. Umso beachtlicher ist die Erfolgsbilanz der Weißenfelser Erhebungsstelle: Die Rücklaufquote der Befragungen lag bei 99 Prozent. Auch die geringe Zahl der Mahnverfahren (1 Prozent) konnte letztendlich abgeschlossen werden, sodass kein Zwangsgeld vollstreckt werden musste.
Schlüssel zum Erfolg war auch die engagierte Arbeit der knapp 110 Erhebungsbeauftragten, die ehrenamtlich die Befragungen bei insgesamt 2.900 Anschriften durchgeführt haben. Dafür waren sie nicht nur in Weißenfels sondern auch über die Stadtgrenzen hinaus zum Beispiel in Lützen, Hohenmölsen und Schönburg unterwegs. Mit insgesamt elf Städten und Gemeinden war das Erhebungsgebiet der Weißenfelser Zensusstelle nach Halle und Magdeburg das drittgrößte in Sachsen-Anhalt. Knapp 10.000 Fragebögen haben die Ehrenamtler nach dem zwölfwöchigen Befragungszeitraum abgegeben. Nach einer Plausibilitätsprüfung waren auch einige Nachbegehungen notwendig. Die Antworten haben Annekatrin Schinol und ihre drei Mitarbeiter händisch in ein Computersystem übertragen und dann verschlüsselt direkt ans statistische Landesamt geschickt. Dabei galten höchste Datenschutz-Standards. Zu dem Computerraum der Weißenfelser Erhebungsstelle hatten nur feste Mitarbeiter Zugang. Zudem wurden die Daten bei der digitalen Eingabe anonymisiert. Persönliche Angaben wurden also von weiteren Daten entkoppelt und gelöscht.
Die Fragebögen und alle weiteren Unterlagen wurden mittlerweile vernichtet. Auch alle technischen Geräte wurden vom Statistischen Landesamt abgebaut. „Wir hinterlassen hier einen leeren Raum“, fasste es Annekatrin Schinol zusammen. Alles andere als Leere hinterlässt der Zensus hingegen bei einigen der Erhebungsbeauftragten. „Bei einer Dankeschön-Veranstaltung im September gab es die Möglichkeit, ins Gespräch zu kommen. Da habe ich erfahren, dass sich einige der Mitwirkenden zum ersten Mal im Ehrenamt engagiert hatten. Viele von ihnen sind auf den Geschmack gekommen, weil sie gemerkt haben, dass Ehrenamt nicht nur ein Abarbeiten von Aufgaben ist, sondern mit sehr viel Dankbarkeit einhergeht. Es freut mich ganz besonders, dass der Zensus für einige der Anstoß war, auch künftig ehrenamtlich tätig zu sein“, sagte Annekatrin Schinol.
Mit einem Ergebnis des Zensus ist im November 2023 zu rechnen. Eine erste grobe Auswertung zum Beispiel mit Angaben zur Altersentwicklung und Geschlechterverteilung in der Bevölkerung soll im März 2023 vorliegen. Bis dahin werten die Statistischen Ämter des Bundes und der Länder die gewonnen Daten aus. Wichtigstes Ziel ist dabei die Ermittlung der aktuellen amtlichen Bevölkerungszahl in Bund, Ländern und Kommunen. Für diese Inventur reicht eine reine Auszählung der kommunalen Melderegister nicht aus, da die Daten oft nicht fehlerfrei sind. Mit Hilfe der Einwohnerzahl werden aber beispielsweise Fördergelder oder Finanzausgleichsmittel der Länder berechnet. Da der Zensus aller zehn Jahre stattfindet, ist eine regelmäßige Bestandsaufnahme garantiert und es liegen verlässliche Basiszahlen für Entscheidungen und Planungen vor.
Dank des Zensus erhalten Entscheidungsträger aber auch ein Bild von der Bevölkerungsstruktur und können dementsprechend den Bedarf an Kindergärten, Schulen, Studienplätzen oder Altenheimen ableiten. Nicht zuletzt werden auch Angaben zur Situation von Wohnungen und Gebäuden gewonnen, aus denen sich Maßnahmen der Stadtentwicklung und der Raumplanung ableiten lassen.
Die Ergebnisse des Zensus 2022 werden unter www.zensus2022.de veröffentlicht.
Quelle: Stadt Weißenfels